Die Bubble der Anderen – Insta-Dating

Manchmal erhält man als Bahnreisender einen Einblick in eine Welt, die einem vollkommen fremd ist.

Nachdem ich den Mann davor gerettet hatte, mit dem falschen Zug ins Depot zu fahren, musste er eine Verbindung gefühlt haben, die ihn zwang, mir sein Leid zu klagen.

Hattest Du schon mal einen Tag, den Du richtig bereut hast? … Für mich ist das heute so ein Tag.

Es war 6:30 Uhr. Es war noch viel möglich, dachte ich.

Meine Einsilbigkeit bremste ihn nicht.

Es stellte sich heraus, dass er einen Weg von etwa 3h (+40€ Ticketpreis) auf sich genommen hatte, um eine Frau zu besuchen, die er von Instagram kannte.

Irgendwie im Hinterkopf war mir bekannt, dass es für manche eine Dating-Strategie ist, hunderte Frauen bei Instagram anzuschreiben. It’s a numbers game.

Die sah gar nicht aus, wie auf den Photos, normal würde ich die nicht nehmen, aber ich war soweit gefahren.1

Es wurde für den Mann noch unangenehmer.

Ich musste mir die ganze Zeit ihr dummes Gelaber anhören. Ich habe geguckt, ob irgendwas geht, um wegzukommen, Blablacar oder so, aber nichts.

Also musste ich da schlafen, Ausgangssperre, und morgens, als ich die angeguckt habe, dachte ich, wer bist Du?

Ich bin dann direkt um 5:10 Uhr mit dem Bus abgehauen.

Und die Moral von der Geschichte:

Da hätte ich mir lieber ein Escort holen können.

Was ist nur verkehrt mit den Menschen?


  1. Klarer Fall von Sunk-Cost-Fallacy, liebe Studenten der Wirtschaftswissenschaft.