Rezensionen für Millionen – das Leben ist ein Tanz

Ich führe schon lange eine ganz persönliche Liste von maßlos überschätzen Dingen, hier einige Beispiele: Mohnbrötchen. Tropfsteinhöhlen. Drehtüren. Neapel. Und eben auch: Ballett.

Das ich nun vor einigen Wochen bei der wöchentlichen Kino-Überraschungspremiere ausgerechnet mit einem Arthaus-Ballettfilm konfrontiert wurde, gefiel mir, mit Blick auf die Liste, erstmal überhaupt nicht gut. Ein französischer Arthaus-Film, in welchem in den ersten 10 Minuten nur getanzt wird. Aber wer wäre ich, wenn ich einfach so wieder den Kinosaal verlassen würden, ein durchaus gängiges Verhalten für die meisten Besucher der Überraschungspremiere. Ich zähle dabei immer fleißig und amüsiert mit - der Rekordhalter ist “Rimini” von Ulrich Seidl, bei dem immerhin 35 Personen den Rückzug antraten.

Doch wer regelmäßig die Cinesneak besucht, hat Hornhaut auf den Augen. Also blieb ich und habe mir “Das Leben ist ein Tanz” angeschaut. Am Anfang steht Ballerina Elise, die, im Gegensatz zu mir, das Ballett über alles liebt, allerdings durch einen Unfall möglicherweise nie wieder Tanzen kann, zumindest eine längere Auszeit davon muss sie nehmen. Damit beginnt für Sie eine Reise, an deren Ende natürliches alles anders ist, als es am Anfang war.

Allerdings wirkt zwischen Anfang und Ende nicht nur die tanzende Hauptfigur Elise, sondern auch der ganze Film etwas planlos und man fragt sich, und als Besucher der Überraschungspremiere wahrscheinlich nochmal mehr, was das alles soll und wo das denn wohl hinführt. Genau dieses Einbringen der Filmfiguren in unterschiedlichste Zusammenhänge und bildgewaltige schöne Landschaften, ohne das es die Handlung maßgeblich voranbringt, ist allerdings typisch für Regisseur Céderic Klapisch, der zuletzt mit der Liebeskomödie “Einsam Zweisam” im Kino zu sehen war. Im letzten Drittel holt die Handlung den Zuschauer dann auch tatsächlich zuverlässig wieder ab.

Und am Ende kommt, natürlich, alles durcheinander. “Das Leben ist ein Tanz” ist ein Film über das Fallen und wieder Aufstehen, über Tanzen und über die Chancen, die Niederlagen innewohnen. Um es kurz zu machen: Ballett bleibt auf meiner Liste der überschätzten Dinge. Aber die schönen Bilder und die tollen Tanzchoreographien machen den Film durchaus sehenswert. Ich vergebe vier von fünf Kolkraben.

Trailer.