Urlaub

Der Sage nach ist Urlaub ursprünglich die Erlaubnis vom Lehnsherren, in den Kreuzzug ziehen zu dürfen. Sprich, etwas Höherem1 zu dienen als dem Alltag.

Später dann, gab es Urlaub zu erst für hohe Beamte, dass sie sich bewegten. Sprich um der nagenden Degeneration des Alltags entgegenzuwirken.

Heute ist Urlaub vielfach die maximale Steigerung der Degenration des Alltags. Das degeneriert-degerierende Nichtstun mit einem Schuss oder auch Überschuss des Man-muss-sich-ja-mal-was-gönnens. Eskapismus, bestenfalls Regeneration.

Das schlimmste: Die meisten Menschen werden durch ihren Alltag derart zermürbt, dass ihnen nichts anderes übrig zu bleiben scheint, oder gar übrig bleibt.

Einerseits ist es offensichtlich, dass das akuteste Problem des Menschen der falsche Alltag ist. Andererseits sind Alltagsprobleme alles andere als offensichtlich, da sie so gewöhnlich – alltäglich – sind, dass sie nicht auffallen.

Die Lösung für dieses Problem ist Urlaub als Meta-Alltag.2 Der Urlaub soll nicht alltäglich sein, der Urlauber den Alltag aber im Blick behalten, anstatt ihn zu vergessen oder zu verdrängen.

Der Urlaub sollte also dergestalt sein, dass er nicht zu alltäglich ist. Da viel Habituation an Orte gebunden ist, bietet es sich an seinen Urlaub nicht zu Hause zu verbringen.

Durch den Kontrast und den Abstand des Urlaubs ist ein Erkennen problematischer Alltäglichkeit für viele erst möglich.3 Doch gelingt dies nur im stetigen Bezugnehmen auf den Alltag.

Der Urlaub wird also bestenfalls genutzt, um sich neu zu orientieren, zu erkennen, wo man alltäglich sich untreu wird, wo man alltäglich das Falsche tut und wie man sich so alltäglich zugrunderichtet.

Als Leitfrage: Von welchem Alltag brauche ich keinen Urlaub und wie komme ich dahin? Zu dem Alltag oder zu dem Ich, das ihn erträgt oder besser, darin aufgeht.

  1. Man verschone mich mit Moralisierungen. Aus Sicht des Knechtes verhielt es sich (zumindest als Alibi) so. ↩

  2. Sabbat/Sonntag als Meta-Alltag ist tot. Das Wochenende ist nur noch eine andere Art von Alltag. #Profanisierung ↩

  3. Ja, es gibt Apex-Menschen, für die Alltag schon Meta-Alltag ist, die im Betrieb ihr System ändern können. Dafür ist aber ein hinreichend unproblematischer Alltag notwendig. ↩