Gefangen in Pseudo-Dringlichkeit

Momentan experimentiere ich damit, mehr Kommunikation über e-Mail zu führen.

Viele Leute antworten selbst auf einfachste Fragen per e-Mail sehr langsam. Dabei haben sie einen Mail-Client mit Push-Benachrichtigung auf dem Handy.

Anders als Textnachrichten scheinen e-Mails nicht dringend zu sein. Wenn man sie anguckt, bleiben sie da. Man vergisst sie nicht, kann sie später abarbeiten. Hingegen erscheint jede Textnachricht so dringend, dass die meisten doch recht schnell, wenn nicht gar direkt antworten.

Durch diese Beobachtung bin ich auf einen einfachen Score gekommen, den Pseudo-Dringlichkeits-Score (PDS):

\(\text{PDS} = \frac{t_e}{t_m}\) 1

Man teilt die Zeit, die eine Person benötigt, um auf eine e-Mail zu antworten, durch die Zeit, die sie benötigt, eine äquivalente Text-Nachricht zu beantworten.2

Je größer der \(\text{PDS}\) ist, desto weniger schafft es eine Person, sich um nicht-dringende Dinge zu kümmern.

\(\text{PDS} = 1\) ist der Zen-Modus, der jede Dringlichkeit überwunden hat.

Natürlich ist auch \(\text{PDS} < 1\) möglich, allerdings nur durch das aktive Ignorieren von Instant-Messengers. Sprich relevante Dinge werden langsamer bearbeitet, wenn sie über IM statt über e-Mail kommen.

Meine Schätzung ist, dass das \(\text{PDS}\)-Level für die meisten Menschen über 9000 ist.

Dabei gibt es viele äußerst wichtige Dinge, die nicht dringend sind.


  1. Wenn man unbedingt Werte zwischen 0 und 1 erhalten will: \(G_D^{(*)} = 1 - \frac{Z_m}{Z_e}\), aber das ist unnötige Sophisterei. 

  2. Beispiel: Wollen wir Sonntag um 17 Uhr telefonieren?