Schlau ist schlau

Schlau zu sein ist ein einfacher Weg, soziale Anerkennung zu bekommen, wenn man zufällig schlau ist. Für mich war es vermutlich die einzige Anerkennung, die ich in der Schule von den Autoritäten erhalten habe.

Janot ist faul, stört den Unterricht, schreibt unsauber und macht seine Hausaufgaben nicht. Aber immerhin kann er Mathe und sagt auch sonst ab und zu mal etwas Kluges.

Es ist wenig überraschend, dass das Kind dann irgendwann glaubt, es sei in Ordnung, schlau zu sein, und dass Schlauheit wichtig ist, um ein guter Mensch zu sein. Warum sollten die Autoritäten es sonst immer so hervorheben? Letztlich lernt das Kind: Ich bin schlau, also bin ich etwas wert. Schlauheit wird zur Kompensation für sein innerlich gefühltes Unwertsein.

Gut, also arbeitet das Kind daran, schlauer zu werden, auch wenn es gar nicht daran interessiert ist. Es will nur endlich dieses Gefühl der Wertlosigkeit loswerden. Ein guter Trick ist auch, andere Menschen für dumm zu halten1, um sich so besser zu fühlen. Doch letztlich ist Schlauheit für das Kind nur ein Mittel zum Zweck. Es will nicht schlau sein; es will dieses nagende Gefühl loswerden. Aber natürlich funktioniert das nicht, denn das Kind macht zu viele Dummheiten.


  1. Wobei man gleichzeitig auf die Dummen angewiesen ist, um schlau zu sein.