Ohne Affekt kein Effekt
Die erste Klasse, die ich an der Realschule hatte, 7b. Schwieriges Alter. Nicht einfach, wurde mir gesagt.
Du musst einfach sehr streng sein, Du kannst immer noch netter werden.
Der einzige Tipp, den ich erhielt und den ich innerlich ablehnte.
Am ersten Tag waren noch alle nett1 und ich dachte mir, sehr gut, man muss nicht streng sein. Doch über die Zeit wurde die Klasse immer anstrengender, besonders zwei Schülerinnen waren sehr störend, fast verstörend. Nun ja, ich redete ihnen gut zu. Redete mit ihnen nach der Stunde. Und nach der nächsten Stunde usw. Es wurde nicht besser.
Irgendwann verlor ich die Contenance und wies die beiden Schülerinnen vor der ganzen Klasse lautstark zurecht. Es war mir sehr unangenehm, die Fassung zu verlieren. Es fühlte sich auch falsch an, die Schülerinnen derart zurechtzuweisen. Ich wollte mich bei den beiden entschuldigen.
In der nächsten Stunde, waren sie dann aber so nett und freundlich, dass ich einsehen musste, dass es nichts zu entschuldigen gab. Sie brauchten einfach Grenzen und verstanden diese nur aus meinem Affekt. Solange ich ruhig war, konnten sie nicht sehen, dass sie zu weit gehen und gingen dann immer weiter. Und natürlich ist es schwer einen Lehrer wertzuschätzen, wenn er alles mit sich machen lässt. Zurecht.
Der Grund, dass ich so laut werden musste, war, dass ich vorher meine Grenzen nicht lesbar kommuniziert habe. Was für manche (!) Schüler eben über Affekt statt über Ratio geschehen muss. Lektion gelernt.
Letztlich reicht als Affekt für die meist jedoch ein böser Blick, aber eben bevor es eskaliert.
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Fast alle Klassen verhalten sich in der ersten Stunde relativ ruhig. Erstmal die Lage sondieren. Schüler die in der ersten Stunde schon eskalativ tätig werden sind selten. ↩