Der Leib ist schwach
Braungebrannt, durchtrainiert und schön.
Das sind die Aristokraten des alten Griechenlands.
In unserer Zeit trifft im Allgemeinen und auch im Ideal keines dieser Attribute auf Politiker zu, obwohl sie doch ihren Namen von der Polis und ihrem Treiben haben. Auch trifft es nicht auf die alten Oligarchen mit ihrer vornehmen Blässe zu.
Ihnen allen ist meist ein erstaunlicher Mangel eigen: Ihr Körper oder zumindest seine Verfassung.
Es ist ein offensichtlicher Mangel. Es ist ein Mangel der unmittelbaren Wahrnehmung. Wie tief rammt es den Stachel in die Psyche, wenn man stets weiß, dass man körperlich (nicht nur im gewaltigen Sinne) unterlegen ist? Wenn man stets weiß, dass man nur durch Konvention bestehen kann?
Schlägt sich so etwas nicht auf das Denken nieder? Es ist doch eine ganz ursprüngliche Stellung zur Welt – die eigene Körperlichkeit. Ist so ein Körper ein fester Grund? Braucht man keinen gesunden, starken Ausgangspunkt in der Welt, um mit dem Denken zu beginnen? Wird sonst nicht jedes Denken zur List um des Überlebens willen? Eine Kompensation des Mangelkörpers?
Sind nicht die Gedanken am ehesten geneigt zu lügen, wenn man sich in seinem Körper und damit seiner Welt nicht wohl fühlt?1 Wenn man ums Überleben bangt?
Jede dieser Fragen muss mit Nein beantwortet werden, als hätten wir die Oberfläche überwunden.
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“Depressive sind realistischer.” – Ach, sie belügen sich nur im Größeren, und ihr fallt darauf rein ↩